In Zusammenhang mit dem Obertshäuser Stadtradeln 2020 lud das Team „Grüne Lunge – Radeln gegen Rechts“ am 30.08.2020 zu einer Stolperstein-Tour nach Seligenstadt ein.
„… es ging soweit, dass die Nationalsozialisten heimlich verdorbenes Fleisch ins Geschäft gelegt haben. Ihr wurde dann unterstellt, dass sie verdorbenes Fleisch verkauft…“ berichteten Hildegard Haas und Thorwald Ritter auf der geführten Tour vor den Stolpersteinen von der Metzger-Familie Bacharach in der Steinheimer Straße.
Die Witwe Selma Bacharach wurde sogar für diese üble Unterstellung für vier Monate ins Gefängnis und 130 Mark Strafe verurteilt. Dies ist eine der vielen jüdischen Schicksalen in der Seligenstädter Stadtgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus, die die Teilnehmer auf der Führung erfuhren.
Die vom Künstler Gunter Demnig geschaffenen Stolpersteine sollen so in Seligenstadt an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Von den Steinen, die mit einer Messingplatte bedeckt sind, auf der die Lebensdaten der ehemaligen Bewohner eingraviert sind, gibt es mittlerweile über 120 Steine im gesamten Stadtgebiet.
In Seligenstadt lebte vor dem zweiten Weltkrieg die größte jüdische Gemeinde im Landkreis Offenbach, von denen einige schon vor dem Ausbruch des Krieges Seligenstadt verlassen haben. Wer blieb wurde im September 1942 deportiert.
Die Teilnehmer der Tour waren begeistert von den lebhaften Erzählungen der Referenten. Initiator Oliver Bode möchte mit den Stolperstein-Touren darauf aufmerksam machen, dass es Rund um Obertshausen schon viele Kommunen gibt, die auf diese Weise an die Menschen, die unter Nazi-Regime gelitten haben, gedenken und wünscht sich, dass sich in Obertshausen in nächster Zeit hieraus eine Stolperstein-Initiative gründet.
Der nächste feststehende Termin für die Stolperstein-Tour ist am 14. September 2020 und startet um 18:00 Uhr am Sonnentauplatz in Richtung Heusenstamm. Mitfahrende sind herzlich willkommen.