1. In Obertshausen fehlen mehrere hundert Kita-Plätze im U3- und Ü3-Bereich. Welche Maßnahmen sieht Ihre Partei hier im kurzfristigen, welche im langfristigen Bereich, um dem Rechtsanspruch nachzukommen?
Kurzfristig gäbe es die Möglichkeit, sogenannte Betreuungsnester zu bilden. D.h. städtische Wohnungen oder leerstehende Ladenlokale in Räume für Tagespflegepersonen umzuwidmen, um so die Zahl der Betreuungsplätze bei den Tagespflegepersonen zu erhöhen oder neue Tagespflegepersonen mit eingeschränktem eigenem Wohnraum zu gewinnen. Die Zahl der Betreuungsplätze richtet sich ja immer nach der Anzahl der eigenen Kinder, bzw. der privaten Wohnfläche.
Und wie soll dies finanziert werden?
Grundsätzlich ist diese Möglichkeit für die Stadt zunächst günstiger, als der Bau neuer Kitas, da sich die Wohnungen ja bereits im Eigentum der Stadt befinden und auch die Ladenlokale von der Miete her zunächst günstiger sind als eine neue Kita.
Welche Maßnahmen sieht Ihre Partei hier im langfristigen Bereich?
Obertshausen ist durch die Nachverdichtung und die zahlreichen Mehrfamilienhäuser stark gewachsen. Derzeit ist es so, dass der Gewinn allein bei den Bauträgern verbleibt und die Stadt auf den Infrastrukturkosten für Kitas, Straße, ÖPNV, etc. sitzen bleibt. Das ließe sich z.B. durch die Kostenbeteiligung Dritter an den Infrastrukturkosten für Kindertagesstätten u.ä. (Krippen- und Kindergartenplätze) über städtebauliche Verträge und Durchführungsverträge ändern. D.h. dass die Kommune einen Teil des Wertzuwachses ausgezahlt bekommt und davon dann die Kitas usw. bauen kann. Das setzt politischen Willen voraus, die Bauträger zu beteiligen an den Folgekosten ihrer Baumaßnahmen.
2. In Obertshausen gab es bereits vor der Coronakrise große Probleme bezüglich Personalengpass, was u.a. zu Kürzungen der Betreuungszeiten führte. Welche Maßnahmen werden Sie zur Personalgewinnung ergreifen?
Fehlendes Kitapersonal stellt viele Kommunen vor Probleme. Hier konkurrieren wir mit unseren Nachbarn in Sachen Bezahlung, zusätzliche Angebote wie Jobtickets oder städtische Wohnungen für die Erzieher*innen oder Weiterbildungsangebote und flexible Arbeitszeitmodelle. Hier gilt es für Obertshausen attraktiver zu werden. Auch Kooperationsmodelle mit Ausbildungsinstituten könnten ein Weg sein, Auszubildende in unsere Kommune zu locken. Die Anwerbung ausländischer Fachkräfte dagegen lehnen wir ab, da wir unsere Versäumnisse im Ausbildungsmarkt nicht auf Kosten anderer EU Länder lösen möchten. Den Familienverein Tausendfüßler e.V. möchten wir zukünftig noch mehr unterstützen, da er neben dem Minikindergarten und den U3 Plätzen im Familienzentrum auch die Tagespflegepersonenbetreuung und -ausbildung stemmt. Auch die Stadt müsste sich mehr bei der Anwerbung und Ausbildung von Tagespflegepersonen engagieren. Mit der Landesförderung der schwarz-grünen Regierung ist die Finanzierung der dauerhaften Qualitätsverbesserung in der Kinderbetreuung (Gute-Kita-Gesetz) auch für den Fall gesichert, dass der Bund sich wie angekündigt 2022 aus der Finanzierung zurückzieht.
Außerdem hat die schwarz-grüne Landesregierung die geförderten Plätze in der praxisintegrierten Erzieher*innenausbildung verdreifacht:
Die Stärkung der Kommunalfinanzen hat für uns Grüne eine hohe Priorität, da die Kitakosten im Sozialhaushalt den größten Posten markieren.
3. Wie steht Ihre Partei dazu, auch freie Träger für den Kita-Ausbau anzuwerben?
Freie Träger sind eine wichtige Säule bei der Kinderbetreuung, die wir auch in Zukunft nutzen müssen. So könnten z.B. neue Waldkindergartenplätze entstehen oder neue Kitas freier Träger in leerstehenden Ladenlokalen (wie z.B. ehemaliger Bettenblock).
Welche Vor- und welche Nachteile hat dies Ihrer Meinung nach?
Die Vorteile überwiegen ganz klar, denn freie Träger tragen zur Schaffung von Kitaplätzen bei. Grundsätzlich sollte sich die Kommune mit dem pädagogischen Konzept des jeweiligen freien Trägers vorher auseinandersetzen.