Obertshausen (ger, 7.10.13) – Das Auto genießt in Obertshausen Vorrang. Dabei sind die meisten Ziele in Obertshausen gut mit dem Rad oder zu Fuß erreichbar, fassen die Studenten der Darmstädter Hochschule zusammen. Sie stellten jüngst ihre Ideen zur Umgestaltung der Ortsdurchfahrt im Rathaus vor. Verkehrszählungen erbrachten schon 2011, dass es in der Stadt mit 25.000 Einwohnern zu 80 Prozent Ziel- und Quellverkehr gibt – Brötchen werden offensichtlich gern mit dem Auto eingekauft. Autos fahren zu schnell. Geblitzt wird höchst selten. Bürgersteige werden zugeparkt, so dass für Kinderwagen, Rollstuhl und Rollator nicht mehr genügend Platz bleibt. Radfahren ist bisweilen recht gefährlich.
Es mangelt an Rücksicht, aber es fehlt auch der Wille zur Veränderung. Gemeinschaftsstraßen müssen nicht viel kosten, man muss es wollen. In Nachbarstädten gibt es schon länger Radschutzstreifen oder Minikreisel. Warum denkt die Rathausmehrheit aus CDU und „Bürgern für Obertshausen“ nicht auch an andere Verkehrsteilnehmer?
Erst seit eine Bürgerinitiative auf der Friedrich-Ebert-Straße im Stadtteil Hausen Tempo 30 fordert, geschieht wieder einmal etwas. So am Montagabend. Eine Studierendengruppe unter Leitung von Prof. Follmann aus Darmstadt zeigte auf einer Sondersitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses ihre Konzeption für die Ortsdurchfahren in Hausen und Obertshausen. Die Studenten des Masterstudiums weisen auf Mängel hin und schlagen für die Hauptstraße vor, wechselseitige Fahrtbahnmarkierungen für Parkstände und alternierende Schutzstreifen zu markieren. Außerdem geht es um Minikreisel mit verschiedenen Radien. Teure Ampelanlagen und Tempolimits könnten überflüssig werden, so die Studenten, weil der motorisierte Verkehr automatisch gebremst werde. Fazit: Es kann und sollte mehr für Radfahrer/innen in Obertshausen getan werden. Oder wie die Vertreterin der Grünen im Ausschuss feststellte: „Wir wollen als Radfahrer auch etwas vom Kuchen haben“.
Doch die Blockadehaltung gegen Verkehrsberuhigung wird mantramäßig vorgetragen. Die Seligenstädter Straße sei eine Landesstraße – die Stadt könne nichts machen. Von wegen. Wie aus inoffizieller Quelle durchsickerte, erklärte Hessenmobil als zuständige Landesstelle schon vor Monaten, die Stadt könne durchaus Tempo 30 Schilder auf der Hauptstraße in Hausen anbringen. Offensichtlich geschieht nichts und die Bürgerinitiative malt weiter ihre ansprechenden Schilder mit dem Tempolimit in Kinderhand.