Obertshausen (ger, 17.4.13) – Inklusion ist an den zwei Grundschulen in Obertshausen eine Erfolgsgeschichte. Der Schulversuch komme bei Eltern, Kindern und im Kollegium gut an, berichtet Schulleiter Günter Caspar von der Waldschule. Sonnentau- und Waldschule nahmen in den letzten vier Jahren am Modellprojekt „Begabungsgerechte Schule“ teil und können vor allem Positives berichten. Doch wie geht es nach den Sommerferien weiter? Wird das Modell weiter geführt? Welche Schulen nehmen die Kinder in die fünfte Klasse auf?
Am Dienstagabend diskutierten der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Hessischen Landtag, Mathias Wagner, der Schulleiter Günter Caspar sowie Dr. Dorothea Terpitz von der Initiative Gemeinsam Lernen (IGEL-OF) auf der gut besuchten Veranstaltung der örtlichen Grünen in der TGS-Waldschänke über Erfahrungen und Perspektiven.
Was die vier inklusiven Grundschulen der Modellregion Kreis Offenbach angeht, so werde der Schulversuch für die nächsten zwei Jahre mit hinreichendem Personalschlüssel weiter geführt. Die gute Ressourcenausstattung habe den Schulversuch zum Erfolgsmodell werden lassen. Doch die aufnehmende Herrmann-Hesse-Schule in Obertshausen und die Friedrich-Ebert-Schule in Mühlheim befürchten nun ein Sparmodell. „Die Gelingensfaktoren sind nicht vorhanden“, so heißt es von den weiterführenden Schulen. Es fehlen Lehrer, Integrationshelfer, Räumlichkeiten und Sachmittel, berichtet eine Gesamtschullehrerin über die Bedenken im Kollegium. „Vier Förderstunden pro Kind bei einem prallen Stundenplan von 30 Stunden sind zu wenig“, äußert sich der grüne Kreistagsabgeordnete Klaus-Uwe Gerhardt. Die Förderschullehrkraft sei unter diesen Voraussetzungen nicht wirklich am Unterrichtsgeschehen beteiligt, kenne die Kinder kaum und sei oft keine wirkliche Entlastung der Lehrkräfte.
Wie man Inklusion aus dem Schattendasein des Modells heraus und zum allgemeinen Standard an hessischen Schulen führen könne, entwarf Mathias Wagner. Im grünen Wahlprogramm zur Landtagswahl am 22. September werden konkrete Umsetzungsschritte auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem für die nächsten Jahre beschrieben. „Der gemeinsame, inklusive Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen muss von der Ausnahme zur Regel werden. Eltern von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen sollen frei entscheiden können, ob ihr Kind an der allgemeinen oder an einer Förderschule unterrichtet wird“. Man wolle Schulentwicklung nicht per Erlass vorschreiben, sondern den umstellungswilligen Schulen Hilfen geben, damit sie inklusiv unterrichten können. Der Schulkampf der letzten 30 Jahre müsse aufhören, nur so haben alle etwas davon, resümiert Mathias Wagner.