Obertshausen (ger/kw, 22.10.17) – Immer wenn Politiker in reichen Ländern des Westens davon reden, Fluchtursachen zu bekämpfen, wirft irgendwo auf der Welt ein Entwicklungshelfer fünf Euro ins Phrasenschwein. Denn oft genug bleibt es bei Absichtserklärungen. Dabei können schon kleine Initiativen auf lokaler Ebene dabei helfen, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern. So wie die internationale Kampagne „Fairtrade-Towns“, die im Jahr 2000 in England gestartet wurde und in deren Rahmen sich Städte und Gemeinden für fairen Handel mit und faire Produktionsbedingungen in Ländern des Südens und auch für regionale Produzenten in Deutschland einsetzen. „Wir wollen, dass Obertshausen wie Hainburg, Neu-Isenburg und Langen eine dieser Fairtrade-Städte wird“, erklärt Katy Walther, Fraktionsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen, den Antrag, der in der nächsten Stadtverordnetenversammlung auf der Tagesordnung steht. Auch der Kreis Offenbach ist seit Anfang 2017 auf Vorschlag des Kreisausschusses dabei. „Wir wissen, dass es nicht damit getan ist, nur zu reden. Man muss auch handeln“, so die grüne Stadtverordnete. Fünf einfache Kriterien muss Obertshausen erfüllen, um eine der deutschlandweit über 500 und weltweit über 2000 „Fairtrade-Towns“ zu werden. Dabei geht es u.a. darum, eine gewisse Anzahl an Geschäften im Ort zu haben, die fair gehandelte Produkte anbieten, und auf Veranstaltungen auf die Kampagnenziele hinzuweisen. So können bei Fußballturnieren z.B. fair gehandelte Fußbälle zum Einsatz kommen oder bei Veranstaltungen, in Cafés und Restaurants fair gehandelter Kaffee und andere, auch regionale Produkte auf den Tisch kommen. Zudem ist eine lokale Steuerungsgruppe mit mindestens drei Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zu bilden, die das Thema vorantreibt. „Besonders in der öffentlichen Beschaffung können Kommunen dazu beitragen, Nachhaltigkeit zu fördern und damit auch die globale Entwicklung positiv beeinflussen“, klärt Fraktionsvorsitzender Dr. Klaus-Uwe Gerhardt auf. Deshalb habe die grüne Fraktion 2015 bereits einen Antrag zur sozialen und ökologisch nachhaltigen Beschaffung ins Parlament eingebracht. Der neue Antrag sei nun ein weiterer Versuch, von Obertshausen aus die Welt ein bisschen sozial gerechter zu machen. „Kleinbauern aus ärmeren Ländern bekommen für ihre Produkte faire Preise, Angestellte ein stabiles Einkommen, Urlaub, Schutzkleidung, soziale Vorsorge und Gesundheitsleistungen“, beschreibt Katy Walther die Vorteile fairen Handels für die Menschen in südlichen Ländern. „Es werden Prämien für Sonderprojekte wie Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder Brunnen ausgeschüttet und Kinderarbeit und Drogenanbau durch neue Programme zurückgedrängt. Die Abhängigkeit von Spenden nimmt ab.“ Fair gehandelte Produkte sind etwas teurer. „Doch mit 1,29 Euro für eine Vollmilchschokolade aus fairem Handel kann man sich schon für wenig Geld eines guten Gewissens erfreuen“, finden die Grünen. Sie haben in Obertshausen geschaut, wo es fair gehandelte Produkte gibt und welche Gastro-Betriebe diese anbieten. Die großen Lebensmittelketten und der Biomarkt Karotte sind dabei. Die Kirchen bieten alle zwei Wochen faire Produkte zum Kauf an. Ein Anfang, den die Grünen gerne ausbauen wollen. Vergeben wird das Fairtrade-Siegel von TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Einen Welt“: www.fairtrade-towns.de |