Obertshausen, (ger, 15.1.12) – Das Gebiet Herbäcker an der Heusenstammer Straße soll zu einem Standort für Gewerbe und Industrie umgewandelt werden. Das ehemalige Gerätehauptdepot der Bundeswehr bestand von 1968 bis 2003. Der Bebauungsplan wurde 2009 von einem Planungsbüro erarbeitet. Ein privater Verwerter, die Firma Alpha Industrial aus Köln, ließ die meisten Hallen auf dem rund 225.000 Quadratmeter großen immer noch umzäunten Areal mittlerweile abreißen. Fünf Hallen werden vorübergehend noch gewerblich genutzt. Riesige Schutthaufen türmen sich im hinteren Teil auf. Die Vermarktung des Geländes unweit der A3 geht schleppend voran. Merkwürdig. Ein großes Schild wirbt für die Premiumslage. Logistikfirmen waren zunächst an der Konversionsfläche an der Autobahn A3 interessiert. Offenbar sind diese abgesprungen. Dr. Gerhardt von den Grünen freute sich über die ca. 40 Wanderer des Neujahrsspaziergangs am sonnigen Sonntagnachmittag.
Den Grünen geht es um neue, gute Jobs und um Naturschutzbelange gleichermaßen. Sie hatten den Vogelkundler Peter Erlemann als Referenten gewinnen können. Der NABU-Experte erläuterte an acht Stationen auf der etwa eineinhalbstündigen Wanderung Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt auf den Ruderalfluren und Sandmagerrasen in den Herbäckern. Hier wurden bisher mehr als 40 Vogelarten beobachtet, von denen einige, wie Sperber, Mäusebussard und Turmfalke, unter strengem Schutz stehen. Von den Insekten sind die bundesweit geschützten Arten Blauflügelige Ödlandschrecke und Rotbraunes Ochsenauge, eine Tagfalterart, hervorzuheben. Auch die hessenweit bedrohte Zauneidechse lebt in den Herbäckern. Die wertvollsten Pflanzen sind die Orchideenart Stendelwurz, die Heidenelke und Rentierflechten.
Die Naturschützer seien keineswegs gegen eine Gewerbeansiedlung in den Herbäckern, wie Erlemann erklärt. Ihnen ist allerdings die Biotopvernetzung mit einem breiten Gehölzstreifen wichtig, der quer durch das geplante Gewerbegebiet vom Angelweiher bis zu den Hecken in der Hochbeune führt. Die vorgesehenen Saumbiotope am Bebauungsrand sind als Ersatzlebensraum für die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten keine gute Lösung.
„Die Naturschutzverbände haben stattdessen eine etwa 5.000 Quadratmeter große zusammenhängende Fläche vorgeschlagen, die damit nicht zu groß
bemessen war“, geben Heinz Eikamp und Peter Erlemann zu bedenken. Den Anregungen der Naturschützer wurde seitens der Stadt allerdings nicht entsprochen. Die Ablagerungen auf der temporären Deponiefläche neben der Kompostieranlage sind zudem ein weiter ungelöstes Problem (siehe Foto rechts).
Vorbei am sog. Rodelberg ging der Spaziergang weiter zum Anglerweiher. Die Wasserqualität hat sich möglicherweise verschlechtert, weil Drainage, Sickergrube und Hebeanlage des Bundeswehrdepots nicht mehr in Betrieb sind. Die Fische sind nur für den Eigenverbrauch zugelassen. Auch die Reservisten haben keinen Strom mehr in ihrem Vereinsheim. Die Infrastruktur wurde einfach gekappt.
Im Anschluss an den Rundgang wärmten sich die Wanderer bei winterlichen Heißgetränken auf und Vorstandskollege Tobias Koch bedankte sich für die rege Teilnahme.
oben (p): Hinweisschild Firma Alpha Industrial. Links unten der Friedhof Birkengrund. Hinten die Planung des Gewerbepark Alpha A3 von der Landesstraße aus gesehen.
Foto mitte (p): Gelände der Verwertungsfirma Winter.
Fotos unten (p): Aufwärmen nach dem lehrreichen Rundgang bei winterlichen Heißgetränken.