Zu einer Informationsveranstaltung mit dem Verkehrsexperten Jürgen Follmann, Hochschule Darmstadt, hatte der Magistrat am 14. Juni auf eine Initiative der Grünen hin vom 22.9.11 in das Rathaus Schubertstraße geladen. Es geht um Möglichkeiten, den Lebensraum Stadt zurückzugewinnen durch Interaktion und Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer. Schon mit dem Verkehrsentwicklungsplan von 1995 hatte Professor Follmann u.a. vorgeschlagen, die Mittelstreifen zu entfernen und sogenannte Schutzstreifen zu einzurichten. Die Markierungen mit dem Radsymbol sollen Automobilisten suggerieren, dass es ein Mitteinander aller Verkehrsteilnehmer gibt und den Verkehr verlangsamen. Manches wurde damals realisiert, doch dann stockte die Entwicklung. Andere Kreiskommunen überholten Obertshausen.
Aktuell ging es um Verkehrsalternativen in der Friedrich-Ebert-Straße/Seligenstädter Straße. Eine Bürgerinitiative hatte jüngst Tempo-30-Zone verlangt und Verkehrsberuhigung wurde in der letzten Stadtverordnetenversammlung gemeinsam von allen Parteien beschlossen. Die letzte Verkehrszählung aus 2010 ergab ein durchschnittliches Verkehrsaufkommen von 6.500 Fahrzeugen in 24 Stunden auf der Hausener Durchgangsstraße. Nur knapp über 100 Fahrräder werden gezählt, am meisten gibt es Ziel-Quell-Verkehr von Anwohnern (80 Prozent), die mal kurz etwas mit dem Auto in der Nähe erledigen.
Die Alternativen für Verkehrsberuhigung müssen funktionieren und dürfen nicht teuer sein, heißt es an dem Abend. Follmann informierte über das Konzept Begegnungsstraßen (www.begegnungszonen.ch). In Zukunft wird das Auto durch steigende Energiepreise und andere Verkehrsmittel im innerstädtischen Verkehr an Bedeutung verlieren. Immer mehr E-Bikes werden verkauft (2011: 400.000 Stück). Eine Steigerung des Radverkehrsanteils auf 25 Prozent am Verkehr erscheint möglich und ist im Bundesentwicklungsplan vorgesehen.
Damit sich alle Verkehrsteilnehmer auf den Straßen sicherer fühlen, reiche es nicht, Radarfallen aufzustellen oder teure Umbauten vorzunehmen. Günstige Lösungen sind durch weniger Verkehrsschilder, andere Markierung und mehr teils überfahrbare und damit preisgünstige Verkehrskreisel möglich. Ein Übel sei auch wildes Parken auf Gehwegen. Oft werde die lichte Breite von einem Meter Abstand zwischen parkenden PKW und Hauswand nicht eingehalten. Für Kinderwagen und Rollatoren ist das oft zu eng – ein Problem in einer alternden Gesellschaft. Was kinderfreundlich ist, sei auch altenfreundlich, so Follmann. Shared Space ist an diesem Abend begrifflich klarer geworden durch den kurzweiligen Vortrag von Jürgen Follmann, der schon 1995 aufzeigte, wie es auch in der Bahnhofstraße im Stadtteil Obertshausen ruhiger werden kann. Das ist immerhin 17 Jahre her. Den Foliensatz des Vortrages gibt es demnächst auf der Website der Stadt zum Download.
Sie finden den Foliensatz von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann auch auf unserer Seite: